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Da kommt eine Taube angeflogen
„Auf einmal kommt eine Taube angeflogen, setzt sich vor das Grab und bleibt sitzen ….“
Seine Augen suchen meine und mit fast flehendem Blick fragt er, was ich davon halte. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, es könnte ein direkter Gruß seiner kürzlich verstorbenen Frau sein und den Zweifeln des Verstandes, sucht er Verstehen und Halt. Verstehen schenken und Halt geben, ist es das, was ihn immer wieder hoffnungsvoll nach dem nächsten Termin fragen lässt? Und selbstverständlich wartet er mit Kuchen und Kaffee auf mich.
Trauerbegleitung ist so individuell, vielseitig, lang oder kurz, wie der oder die Hinterbliebene dies wünscht und braucht.
Sie kann ihre Gedanken und Gefühle der Trauer am besten auf Papier zum Ausdruck bringen. Mit Stiften in der Hand erlebe ich sie konzentriert und frei. Aus dem Bauch heraus erscheint auf dem Papier, wofür Worte fehlten. Zufrieden schaut sie auf das gestaltete Blatt und ich lasse mir erklären, was ich sehe. „Ich bin froh, dass es sie gibt.“, sagt sie zum Abschied.
Trauerbegleitung hält Ausschau nach den Ressourcen. Kreativität ist eine von vielen. Die Trauer selbst ist eine Ressource. Sie weist uns den ganz eigenen Weg, um mit Verlust(en) leben zu lernen.
Schon viele Male haben wir uns getroffen und in die Abgründe ihrer Trauer geschaut. Immer wieder Absturz, kaum Unterstützung im Umfeld. Doch diesmal nehme ich sie anders wahr, lebendiger, gelöster. Ganz am Ende unseres Gespräches kommt es: Da gibt es einen Mann, der Interesse für sie zeigt. „Und warum erzählen sie mir das erst jetzt?“ „Ich hatte Angst, dass sie sagen, das ist noch nichts für sie.“ Wir brechen beide in Gelächter aus. Einen weiteren Termin braucht es nicht.
Trauerbegleitung bringt nichts zu Ende. Sie stärkt den Rücken, dass Betroffene ihren Weg allein weiter gehen können.
Übrigens, ich habe ihm von der Taube erzählt, die mit dem grünen Zweig im Schnabel dem in der Arche wartenden Noah Hoffnung auf ein gutes Weiterleben brachte.
Angela Breitfeld
