Engagiertes Ehrenamt
Ein voller Tag im Büro neigt sich dem Ende zu, als das Telefon klingelt. Das Brückenteam berichtet von einer Dame, die dringend Hilfe benötigt, da sie sterbend allein zu Hause liegt. Erst am nächsten Tag steht ein Platz auf der Palliativstation für sie bereit. Sie braucht hauptsächlich nachts Unterstützung.
Das Alleinsein macht ihr Angst.
Wir gehen unsere Liste der Ehrenamtlichen durch und überlegen, wen wir anrufen können. Die Liste der ehrenamtlichen Sterbebegleiter/innen ist lang, aber nicht Jeder kommt in Frage. Manche begleiten bereits, andere sind privat eingebunden und manche mögen nicht im Dunkeln Auto fahren. Unsere Wahl fällt auf Hans, der tagsüber eigentlich einem ganz normalen Job nachgeht und nach Feierabend Frau und Kind zu Hause hat. „Die ganze Nacht schaffe ich nicht, weil ich morgen ja wieder arbeite, aber bis Mitternacht kann ich die Dame gern besuchen.“ sagt Hans. Jedes Mal aufs Neue sind wir begeistert über so viel Engagement und Nächstenliebe unserer ehrenamtlichen Sterbebegleiter/innen. Die Aufgabe, die sich Hans ausgesucht hat, ist sicherlich eine der Schwierigsten im ehrenamtlichen Engagement überhaupt:
Er begleitet schwer kranke Menschen in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens, sitzt an ihrem Bett, hört zu, liest vor, tröstet – und lacht auch mit ihnen.
Manchmal auch am Wochenende oder nachts. Hans besuchte die Dame an dem Abend und setzte sich zu ihr. Sie war zu schwach zum Reden, aber fand Ruhe in seinem Dasein. In der zweiten Nachthälfte schaute dann eine Koordinatorin nach ihr. Es sollte die letzte Nacht der Dame in ihrem zu Hause sein. Sie verstarb drei Tage später auf der Palliativstation.
Melanie Schmidt