Ostersonntag
Meine Kinder sind nach dem Mittagessen wieder auf dem Weg nach Hause. Es war ein schönes Osterwochenende mit ihnen und ich freue mich auf einen ruhigen Nachmittag, da ich am Ostermontag arbeiten muss.
Mein Handy klingelt – Hospizdienst erscheint auf dem Display.
Nicht jetzt denke ich, hole kurz Luft und gehe ran. Am anderen Ende die Koordinatorin vom Hospizdienst: “Wir brauchen dringend jemanden für eine Begleitung hier im Pflegeheim.“ Ich überlege kurz, meine Gedanken kreisen im Kopf. Du hast dich für diesen Dienst entschieden, als du die Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer gemacht hast und gerade jetzt wirst du gebraucht. Ausruhen kannst du dich später.
Krankheit und Sterben halten sich nun mal nicht an Feiertage.
Ich sage zu und mache mich auf den Weg. Im Pflegeheim angekommen, halte ich kurz vor dem Zimmer inne und lege meinen symbolischen Rucksack mit meinen Sorgen und Problemen vor der Zimmertür ab. Jetzt will ich nur für die Frau da sein, die hinter dieser Tür in ihrem Bett liegt und mich ganz auf sie einlassen. Ich sitze an ihrem Bett, sie ist nicht mehr ansprechbar und reagiert auf meine Berührung. Leises summen von Melodien und vorlesen von Psalmen helfen ihr. Sie atmet ruhig, ihr Gesicht ist entspannt und ich finde diesen tiefen Frieden. Ich öffne das Fenster ein wenig, die Aprilsonne schickt ihre Strahlen ins Zimmer und das Vogelgezwitscher aus dem Park dringt in den Raum.
Als dann die Kirchenglocken läuten, spüre ich die Botschaft von Ostern, das JA zum Leben auch im Tod.
Die Begleitungen am Sterbebett zeigen mir immer wieder, wie wertvoll gelebtes Leben und Sterben ist und deshalb ist dieser Dienst so wichtig für mich.
Gabriele Pinther